Pflegebedürftiger, gesunder Igel

Überwinterung von Igeln in menschlicher Obhut

Einleitung

Pflege

Überwinterung draussen

Futterentzug

Auswilderung nach dem Winterschlaf

Links zum Thema Überwinterung


 

Einleitung

Igel, die bei drohendem Wintereinbruch leichter als 300g sind, sollten nicht im Freien gelassen werden. Ihr kleiner Körper kühlt schnell aus und die Futtersuche ist schwierig.
Diese Jungigel werden drinnen bei Raumtemperatur auf mindestens 400g Körpergewicht aufgefüttert und anschliessend in einem Aussengehege weitergefüttert bis zum winterschlaftauglichen Gewicht von 500-600g.
In der Regel werden solche Jungigel erst im nächsten Frühling, das heisst nach dem Winterschlaf im Gehege, wieder aus dem Aussengehege in die Freiheit entlassen. Eine Freilassung im Spätherbst oder Winter könnte diese noch unerfahrenen Jungtiere in eine kritische Situation bringen (wegen fehlender Lebensraumkenntnis).

Generell aber gilt folgendes:
Der Braunbrustigel gehört in der Schweiz gemäss dem Natur- und Heimatschutzgesetz zu den geschützten Tierarten. Das bedeutet, es ist unter anderem verboten, Igel grundlos zu berühren, einzufangen oder in Gewahrsam zu nehmen. Findet man einen Igel, der sich scheinbar oder tatsächlich in einer Notlage befindet (Beispiele: kranke oder verletzte Tiere oder Igel, die bei Wintereinbruch weit unter dem für den Winterschlaf notwendigen Minimalgewicht sind, oder verwaiste Igelsäuglinge), darf dieses Tier vorübergehend in Gewahrsam genommen werden, dies allerdings nur, wenn man sich gleichzeitig - respektive so rasch wie möglich - mit einer qualifizierten Igelfachstelle in Verbindung setzt. Die Fachstelle wird entscheiden, ob es überhaupt nötig ist, das Tier temporär in menschlicher Pflege zu belassen, und falls ja, ob dies beim Finder selber erfolgen kann oder ob der Igel Betreuung in einer Igelstation oder beim Tierarzt benötigt. (siehe Häufige Fragen).

 

Pflege

Igel fressen KatzenfeuchtfutterDie Igel werden in einem Raum, der wärmer ist als 15°C, gehalten. Das Gehege sollte mind. 1.5-2 m2 gross sein. Es wird mit Zeitungspapier ausgelegt. Als Nest dient eine Kartonschachtel mit Öffnung, die mit zerrissenem Haushaltpapier gefüllt wird. Zeitungspapier und Haushaltpapier müssen täglich gewechselt werden. In den Auslauf stellt man ein Schälchen Wasser und ein Schälchen Katzenfutter (je nach Grösse der Igel 2-4 Esslöffel).
Die Gewichtszunahme muss täglich kontrolliert werden. Ideal ist eine Gewichtszunahme von 10-15 (20) g pro Tag bei Jungigeln und abgemagerten Igeln. Ausgewachsene Igel mit gutem Ernährungszustand sollten nicht weiter zunehmen!

Feuchtfutter (Tagesration/Igel):
2-3 Esslöffel (=100-150g) Katzendosenfutter

Trockenfutter (als Ergänzung):
1 Esslöffel Katzentrockenfutter

 

Überwinterung draussen

Spätestens wenn die die Igeljungen ein Gewicht von 500-600g erreicht haben und gesund sind, müssen sie zur Überwinterung draussen in ein Freigehege oder auf einen geschlossenen, spaltenfreien (!) Balkon umgesiedelt werden, wo sie den Winterschlaf halten.
Diese Umplatzierung nach draussen kann auch im Dezember/Januar stattfinden; die Igel überstehen diesen Temperaturwechsel erstaunlich gut, vorausgesetzt sie erhalten draussen genügend Futter und einen gut wärme-isolierten Schlafplatz.

Als Nest draussen dient jetzt ein Winterschlafhaus mit Stroh gefüllt. Das Winterschlafnest (Kiste) darf nicht von der Sonne beschienen werden, sonst erwacht der Igel zu früh aus dem Winterschlaf. Am besten Winterschlafkiste auf der Nordseite des Hauses aufstellen oder künstlich beschatten.

Das Katzenfeuchtfutter (150g pro Igel) und das Trockenfutter werden unter ein Futterhäuschen gestellt, wo es vor gefrässigen Katzen sicher ist. Zum Trinken dient eine grosse Schale, die mit Wasser gefüllt wird. Solange der Igel wach ist, kontrollieren Sie gelegentlich sein Gewicht und passen die Futtermenge entsprechend an.

Rührt der Igel das angebotene Futter nicht weiter an, ist er in den Winterschlaf gefallen. Er muss jetzt nicht mehr gefüttert werden. Als Notration kann Trockenfutter angeboten werden. Wacht der Igel zwischendurch auf, muss wieder das gewohnte Futter angeboten werden. Ein Stück WC-Papier, das quer über den Eingang geklebt wird, ist ein guter Hinweis, ob der Igel noch schläft oder das Nest schon mal verlassen hat. Etwa ab März bis Mitte April erwachen die Igel aus dem Winterschlaf. Die Auswilderungsphase beginnt.

 

Futterentzug

Macht der Jungigel bei Temperaturen unter 4 Grad oder Schnee und einem Körpergewicht von mehr als 600g keine Anstalten, den Winterschlaf abzuhalten, muss ihm das Futter entzogen werden. Der Futterentzug findet am besten verbunden mit einem Temperatursturz statt. Das animiert den Igel, in den Winterschlaf zu gehen. Ein Futterentzug muss sicher 3-5 Tage durchgezogen werden, damit er die gewünschte Wirkung zeigt. Wasser erhält der Igel weiterhin. Der Igel hält Winterschlaf, weil er keine Nahrung mehr findet und nicht wegen der Kälte. Einige Igel gehen nicht in den Winterschlaf, wenn sie immer gefüttert werden!
Zeigt der Futterentzug nicht die gewünschte Wirkung, wird er bei Beginn der nächsten Kälterperiode wiederholt.

 

Auswilderung nach dem Winterschlaf

Nach zwei Wochen Aufenthalt im Gehege bzw. Balkon in wachem Zustand, etwa ab April, können die Igel in die Freiheit entlassen werden, falls bereits Futtertiere vorhanden sind. Dabei wird das Freigehege geöffnet, so dass die Igel in die Freiheit spazieren können. Sind die Igel auf dem Balkon überwintert worden, zügelt man das gewohnte Futter- und Schlafhaus mit Igel in den Garten. Während zwei Wochen wird am gewohnten Ort weiterhin gefüttert. Auch das Schlafhaus soll dem Igel weiterhin zur Verfügung stehen. Auf diese Weise haben die Igel genügend Zeit, ihren neuen Lebensraum kennen zu lernen.

 

Links zum Thema Überwinterung

Warum dürfen Igel nicht im Keller überwintert werden?
Siehe Häufige Fragen.

Kann ein Igel kurz vor dem Wintereinbruch oder während des Winters wieder in die Freiheit entlassen werden?
Siehe Häufige Fragen

Die Checkliste für Auswilderung (PDF 800 KB) fasst die wichtigen Punkte für eine kontrollierte Überwinterung draussen und Auswilderung im folgenden Frühjahr nochmals zusammen.

Erfolgreiche Überwinterung im Gehege draussen
Die Botschaft 9.12.19: "Überwinterung im Gehege draussen" (PDF 2.03 MB) 
Die Botschaft 4.5.20: "Freilassung nach der Überwinterung" (PDF 5.2 MB)

Jedem Igel seinen Winterschlaf!
"Der Winterschlaf der Tiere bleibt für die meisten Menschen ein Rätsel und lässt Raum für falsche Interpretationen. Das kann dazu führen, dass Igelfreunde meinen, sie müssten dem Stacheltier durch den Winter helfen, indem sie es in einem Gehege im Haus halten. Das ist falsch und alles andere als artgerecht."
Zeitung des Igelzentrums Zürich, Ausgabe 2011/3
Igel&Umwelt 20011/3 (PDF 0.8 MB)

Video zu erfolgreicher Überwinterung
Überwinterung von Igel

Auswilderung

Einleitung

Dauer der Auswilderung

Freigehegetypen

Anforderungen an ein Freigehege

Checkliste für Auswilderung

Links zum Thema Auswilderung


 

Einleitung

In speziellen Situationen braucht es ein Freigehege, um Igel an das Leben in der freien Natur oder an einen neuen Lebensraum zu gewöhnen. Dies trifft zu für

  • handaufgezogene Jungigel,

  • Jungigel, die im Spätherbst zu wenig Gewicht haben, aufgefüttert und dann kontrolliert überwintert werden müssen,

  • erwachsene Igel, die nicht mehr in ihrem urprünglichen Lebensraum ausgesetzt werden können.

Sinnvollerweise werden Igel nur in der Region auswildert, wo sie aufgefunden wurden.
Igel aus dem Igelzentrum Zürich werden nur in Zürich und Umgebung mit einem Gehege ausgewildert.

 

Dauer der Auswilderung

Der Igel wird während 1-2 Wochen im geschlossenen Gehege gehalten und gefüttert. Anschliessend öffnet man das Gehege, stellt aber für weitere 2 Wochen Futter zur Verfügung. So kann der Igel im Notfall auf eine sichere Futterquelle zurückgreifen. Danach darf kein Futter mehr angeboten werden, der Igel soll ja selbständig werden. Normalerweise dauert das Auswildern 3-4 Wochen. Bei einer Überwinterung im Gehege verlängert sich dieser Vorgang um die Zeit des Winterschlafes.


Freigehegetypen

Freigehege mobilEin Freigehege zum Auswildern steht also meistens nicht sehr lange im Garten. Deshalb empfehlen wir das Aufstellen eines mobilen Geheges. Das Igelzentrum verleiht eine begrenzte Anzahl Gehege, welche einfach aufzustellen sind: Der Maschendrahtzaun wird mit Zeltheringen im Boden verankert, das Klebband als oberer Abschluss verhindert ein Überklettern.
Die Pfosten sollten ausserhalb des Geheges aufgestellt werden, um ein Überklettern mit Hilfe des Pfostens zu vermeiden.

Freigehege fix

Fest montierte Freigehege sind stabiler, haben aber den Nachteil, dass sie dauernd einen Teil des Gartens besetzen, aber nur für kurze Zeit ihre eigentliche Funktion einnehmen.
Zudem ist es auch aus hygienischer Sicht nicht ideal, wenn mehrmals hintereinander Igel auf dem selben Stück Boden für einige Zeit eingesperrt sind.

 

 

Anforderungen an ein Freigehege

Lage: Ein ebenes Stück Erde erleichtert das Aufstellen des Geheges.

Grösse: Mind. 4 m2 pro Igel (besser 10 m2)

Höhe: Mind. 50 cm

Material: Maschendrahtzaun (ideale Maschenweiten: z.B. 18x18 mm; Stücke à 50 cm x 500 cm bei Coop, Migros, Jumbo erhältlich ) oder Schalungsbretter

Abschluss: Verankerung im Boden mit Zelt-Heringen verhindert ein Entkommen zwischen Zaun und Boden. Den oberen Rand des Drahtzaunes mit 10 bis 15 cm Klebband  oder Brett abschliessen, damit der Igel nicht rüberklettern kann.
Der Klebbandrand kann aus mehreren, überlappenden Bahnen mit 5 cm breitem "Betonband " aus dem Baumarkt hergestellt werden, die vorder- und rückseitig am Drahtzaun angebracht werden.

Schlaf- und Futterhaus: Nicht zu nahe am Gehegezaun aufstellen, sonst dient es dem Igel als Trittstein in die Freiheit.

Am besten eignet sich ein Schlafhaus aus Holz mit Dach, in dem der Igel vor Regen geschützt ist. Das Igelhaus sollte ein Schlupfloch von 10x10cm aufweisen. Als Nestmaterial dient Stroh. Bei einer Überwinterung muss die Schlafkiste unbedingt vor Sonneneinstrahlung geschützt sein, um ein frühzeitiges Aufwachen aus dem Winterschlaf zu verhindern. Die Nordseite des Hauses oder eine künstliche Beschattung der Schlafkiste eignen sich dazu.
Das Futterhaus soll andere Tiere daran hindern, dem Igel das Futter wegzufressen.

Für halbwegs begabte Heimwerker stellt der Bau eines Freigeheges kein Problem dar.

 

Checkliste für Auswilderung

Die Checkliste für Auswilderung (PDF 800 KB) fasst die wichtigen Punkte für eine Auswilderung nochmals zusammen.

 

Links zum Thema Auswilderung

Welcher Garten eignet sich für eine Auswilderung?
Siehe Häufige Fragen

Das Auswilderungsgehege braucht einen Überkletterschutz
Siehe Igel klettert am Auswilderungsgehege hoch

Kann ein Igel kurz vor dem Wintereinbruch oder während des Winters wieder in die Freiheit entlassen werden?
Siehe Häufige Fragen

Podcast "Igel in Nöten"
In Zusammenarbeit mit dem Igelzentrum wildert ein Höngger in seinem Garten einen Igel aus.
hoengger.ch

Erfolgreiche Überwinterung im Gehege draussen
Die Botschaft 9.12.19: "Überwinterung im Gehege draussen" (PDF 2.03 MB) 
Die Botschaft 4.5.20: "Freilassung nach der Überwinterung" (PDF 5.2 MB)

Auf Baustelle geretteter Igel kann nicht an den Fundort zurück
SRF Kids News begleitet die Auswilderung eines Igels (23.3.23)

Link zum Thema Auswilderung
Wiederfunde freigelassener Igelpfleglinge:
www.pro-igel.de/auswilderung >Wiederfunde freigelassener Igelpfleglinge

Jungigel

Einleitung

Wie alt ist der gefundene Igel?

Fütterung I

Toileting

Fütterung II

Haltung

Auswilderung

 


Einleitung

Igelsäuglinge, die ausserhalb des Nestes gefunden werden, brauchen dringend menschliche Hilfe. Da es aber Erfahrung braucht, ein verwaistes Igelbaby zu versorgen, kontaktieren Sie so rasch wie möglich das Igelzentrum oder einen Tierarzt in Ihrer Nähe.

Igelsäuglinge unterkühlen sehr rasch. Legen Sie diese daher sofort auf eine mit lauwarmem Wasser gefüllte Wärmeflasche, die Sie in eine Kartonschachtel legen und mit einem Küchentuch bedecken. Auch die Igelsäuglinge werden mit einem Küchentuch vorsichtig bedeckt.

Falls Sie innerhalb der nächsten Stunden keine Fachperson beiziehen können, versuchen Sie, den Igelsäuglingen mit Hilfe einer Spritze ohne Nadel oder mit einer Pipette lauwarmen, ungesüssten Fencheltee einzuflössen. Geben Sie ihnen niemals Milch.
Da Igelsäuglinge noch nicht ohne Hilfe Kot und Urin ausscheiden können, müssen die Geschlechtsteile mit einem Wattestäbchen gekitzelt werden, bis Kot und Urin abgegeben werden. Lesen Sie unter Toileting nach.

Befinden sich Fliegeneier und/oder -maden auf dem Igelbaby, erfahren Sie weiteres dazu unter Befall mit Fliegeneiern und Fliegenmaden.

 

Wie alt ist das gefundene Igelbaby?

Mit Hilfe der folgenden Tabelle lassen sich Alter und Gewicht eines Igelsäuglings bestimmen,  wobei der Entwicklungszustand ausschlaggebend ist und nicht das Gewicht, da dieses sehr variiert.

Altersbestimmung

Wichtig: Igeljunge bei ihren ersten regulären Ausflügen ausserhalb des Nestes sind etwa dreieinhalb Wochen alt und sehen aus wie die Miniaturform eines erwachsenen Igels. Nur in Ausnahmefällen sind diese Tiere auf Hilfe angewiesen. Es darf auch nicht irritieren, dass die Mutter manchmal nirgends zu entdecken ist. Oft überlässt sie dem Jungvolk die Beutetiere in der Nähe des Nestes und sucht sich ihr Futter etwas weiter entfernt. Ist man trotzdem unsicher, ob die Mutter noch vorhanden ist, kann solchen Igelkindern auch erst einmal Katzenfutter und Wasser angeboten werden. Ganz selbstständig, das heisst: von der Mutter entwöhnt, sind die Jungen übrigens im Alter von 6 Wochen.

 

Fütterung I

Sind die Augen beim Igelbaby noch geschlossen und/oder ist es noch zahnlos (wiegt also in der Regel weniger als 120g), wird es mit einer Welpenersatzmilch ernährt. Diese ist beim Tierarzt erhältlich. Kuhmilch ist für Igel nicht geeignet (siehe Häufige Fragen)!

1 Teil Welpenersatzmilch mit 2 Teilen lauwarmem Wasser anrühren und in eine Spritze ohne Nadel einfüllen.

baby schoeppelnIgelsäugling auf den Rücken legen oder senkrecht halten, mit dem Daumen leicht klemmen und Ersatzmilch sorgfältig einflössen, bzw. schlucken lassen.

 

 

 

 

 

 

 

jungigel-welpenersatzmilchOder den Igelsäugling, entweder auf fester Unterlage auf dem Bauch liegend oder stehend, mit der einen Hand sanft fixieren und von vorne die Ersatzmilch anbieten und sorgfältig einflössen.

 

 

Die Ersatzmilch sollte sehr langsam und vorsichtig eingeflösst werden, damit sich der Igelsäugling nicht verschluckt. Zu Beginn wehrt er sich meistens gegen das Schöppeln. Er muss sich zuerst an den Geruch des Menschen und der Ersatzmilch gewöhnen. Er wehrt sich häufig auch wieder, wenn er von einer anderen Person geschöppelt wrid.

Die Trinkmenge muss individuell angepasst und mit zunehmendem Körpergewicht erhöht werden. Ein Igelsäugling erhält während 24 Stunden etwa ¼ seines Körpergewichtes als Nahrungsmenge verabreicht. Beispiel gemäss Tabelle: Ein 40g schwerer Igel bekommt 10 ml Welpenersatzmilch, verteilt auf 8 Mahlzeiten am Tag und 2 Mahlzeiten in der Nacht. Nach dem Öffnen der Augen kann die Fütterung nachts ausbleiben.

Tabelle: Wieviel und wie oft füttern

Der Igelsäugling sollte täglich 4-6g zunehmen. Frisst er selbständig, erhöht sich die Gewichtszunahme auf täglich 10g. Eine Waage (mit 1- oder 2-Gramm-Skalierung) zum Bestimmen der Gewichtsentwicklung ist unablässig bei der Säuglingsaufzucht: Verlust oder übermässige Zunahme über mehrere Tag sind Alarmsignale!

In zwei Videos (Teil 1 und Teil 2) sehen Sie die Handaufzucht von kleinen Igeln. Die gezeigten Igel müssen auch in der Nacht 2 mal gefüttert werden! Bei so kleinen Igeln braucht es viel Erfahrung und Durchhaltevermögen der Pflegerin.

Berichte zu Erfahrungen mit Igelsäuglingsaufzucht finden Sie in
Igel & Umwelt 2006/1 (PDF 1.1 MB) auf Seite 3 und in
Igel & Umwelt 2009/1 (PDF 1.0 MB) auf Seite 4.

 

Toileting

Verdauungsfoerderung durch Massieren: zum Grossbild in neuem FensterIgelsäuglinge können noch nicht selbst Kot und Urin ausscheiden. Die Geschlechtsteile müssen geduldig massiert werden mit dem angefeuchteten Finger, einem Wattestäbchen oder mit einem mit warmem Wasser angefeuchteten Watte-Pad, bis Kot und Urin abgegeben werden. Frisst der Igelsäugling selbständig, ist das Toiletting nicht mehr nötig.

 

 

 

 

 

 

 

Fütterung II

Sobald die Igelsäuglinge Interesse zeigen, Welpenersatzmilch zu läppeln, wird diese in einem Schälchen angeboten: z.B. umgedrehter Unterteller. Manchmal braucht es etwas Zwang , damit sie selbständig Ersatzmilch läppeln: Dazu die Zeitspanne zwischen dem Schöppeln erhöhen!

Baby frisst Mischung von Welpenersatzmilch und Katzenfeuchtfutter: zum Grossbild in neuem FensterAb dem Alter von 3-4 Wochen, bzw. wenn die Zähne durchstossen, sollten sie nicht mehr geschöppelt werden müssen. Dann wird wenig fein zerdrücktes Katzenfeuchtfutter in die Welpenersatzmilch gemischt. Anfänglich wird es als Bodensatz liegen bleiben, mit zunehmendem Appetit dann aber mitgefressen. Der Anteil Katzenfeuchtfutter wird täglich erhöht. Innerhalb von 10 Tagen fressen die Igelsäuglinge ausschliesslich Katzenfeuchtfutter.

Es gibt aber auch Jungigel, die die Welpenersatzmilch nicht läppeln wollen. Bietet man ihnen reines Katzenfeuchtfutter an, fressen sie dieses sofort.

Sind die Zähne vollständig durchgestossen, sollte die Umstellung auf Katzenfeuchtfutter erfolgt sein. Dieser Wechsel sollte so früh wie möglich angestrebt werden, da Welpenersatzmilch nicht die optimale Ernährung für Jungigel ist.

Wenn Sie die Säuglinge nicht mehr schöppeln, vermeiden Sie den Berührungskontakt mit ihnen (mit Ausnahme des Wägens). Sie sind Wildtiere und sollen nicht verhätschelt werden! Ziel einer Igelaufzucht ist immer, ein selbständiges Tier wieder in die freie Natur zu entlassen!

Folgendes Futter erhalten die Igel bis zu ihrer Freilassung:

- Feuchtfutter: 2-3 Esslöffel Katzendosenfutter

- Flüssigkeit: Wasser in flacher Schale

- Trockenfutter (als Ergänzung): 1 Esslöffel Igeltrockenfutter oder Katzentrockenfutter

Eine regelmässige Kontrolle der Gewichtsentwicklung erfolgt bis zur Freilassung (10-15g Zunahme pro Tag nicht überschreiten!).

Dementsprechend wird die Futtermenge laufend angepasst.

Ziehen Sie mehrere Jungtiere gross, bieten Sie soviele Futterschalen an, wie Jungtiere vorhanden sind. Stellen Sie beim Wägen fest, dass ein Igel nicht zunimmt, müssen Sie ihn separieren. Es kommt oft vor, dass starke Jungtiere den schwachen das Futter wegfressen.

 

Haltung

Zur Haltung der Igelsäuglinge dient anfänglich eine Plastikkiste, die mit Zeitungspapier und einem Frottetuch ausgelegt wird. Igelsäuglinge unterkühlen sehr rasch. Sie müssen mit einem Heizkissen (kleinste Heizstufe!) oder mit einer Wärmeflasche warmgehalten werden. Die leicht erhöhte Temperatur soll durch das Frottetuch hindurch spürbar sein. Die Igeljungen müssen immer die Möglichkeit haben, von der Heizquelle wegzukriechen, falls es ihnen dort zu warm ist. Neue Heizkissen schalten nach 90 Minuten Dauerbetrieb automatisch ab; mit einem vorgeschalteten Timer (15 Minuten on/ 15 Minuten off) umgehen Sie das.

InnengehegeAb dem Alter von 3-4 Wochen, bzw. wenn die Zähne durchstossen, brauchen sie keine Wärmezufuhr mehr. Sie erhalten jetzt eine kleine Kartonschachtel als Nest. Die Schachtel wird mit einem Loch als Eingang versehen und mit zerrissenem Haushaltpapier gefüllt. Der Bewegungsdrang verlangt bald mehr Auslauf (1.5 - 2m2); die Bretter für das Innengehege sollten mindestens 40 cm hoch sein. Ersatzweise dient auch die mit Zeitungspapier ausgelegte Badewanne als Innengehege.

Auswilderung

Ab einem Gewicht von 250-300-350g müssen die Igeljungen nach draussen in ein Freigehege von mind. 4m2 (besser 10m2) umgesiedelt werden. Als Nest dient jetzt ein Igelhaus, das Sie dicht mit Stroh füllen. Das Katzenfutter (2-3 Esslöffel) wird unter ein Futterhäuschen (Holzkiste mit Loch) gestellt, wo es vor Katzen sicher ist. Zum Trinken dient eine grosse Schale, die mit Wasser gefüllt wird. Nach ca. 2 Wochen werden die Igel in die Freiheit entlassen. Dabei wird das Tor des Freigeheges geöffnet, so dass die Igeljungen in die Freiheit spazieren können. Während 2 Wochen wird am gewohnten Ort weiterhin gefüttert. Auch das Schlafhaus soll dem Igel weiterhin zur Verfügung stehen. Auf diese Weise haben die Igeljungen genügend Zeit, ihren neuen Lebensraum kennenzulernen.

 

Checkliste für Auswilderung

Die Checkliste für Auswilderung (PDF 800 KB) fasst die wichtigen Punkte für eine Auswilderung nochmals zusammen.

Fütterung

Igel bitte nicht füttern!

Zufütterung in Ausnahmesituationen: Winter-Ende und Spätherbst

Wie soll eine Igel-Futterstelle aussehen?

Welches und wieviel Futter?

Links zum Thema Fütterung


Igel bitte nicht füttern!

Die Fütterung von frei lebenden Igeln ist gut gemeint und beinhaltet auch eine soziale Komponente. Doch der Igel ist ein Wildtier und nicht auf menschliche Kontakte angewiesen. Igel zu beobachten ist eine schöne Erfahrung, Igel mit Futter anzulocken ist aber falsch verstandene Tierliebe.

Auch der Igel ist, was er isst. Das heisst, er ist bequem und ziemlich verfressen. Darin unterscheidet er sich nicht gross vom Menschen. Stellt man ihm an drei Tagen am gleichen Ort zur gleichen Zeit Futter zur Verfügung, können Sie bereits am vierten Tag die Uhr nach seinem Erscheinen richten.

Damit der Igel – wie der Mensch auch – ein gesundes Körpergewicht einhalten kann, darf aber nicht zugefüttert werden. Auch wenn er noch so «schnusig und herzig» auf sein Futter wartet. Lassen Sie sich nicht zur Fütterung verleiten. Der Igel findet sein Futter selbst.

Aus Gesprächen im Rahmen der Telefonberatung wissen unsere Fachleute, dass unzählige Igel regelmässig gefüttert werden. Doch zum Glück sind die meisten Igelfreunde für unsere sachlichen Argumente zugänglich und lassen sich überzeugen:

  • Im Spätherbst und im Winter gefütterte Igel gehen eventuell nicht in den Winterschlaf. Der Winterschlaf gehört aber zum normalen Zyklus unserer heimischer Igel.
  • Der Igel ernährt sich von Insekten, Würmern und anderen Kleinlebewesen. Mit keinem - auch noch so teuren - Ersatzfutter bekommt der Igel die Qualität an perfekt auf seine Bedürfnisse abgestimmten Futterinhaltsstoffen, wie er sie in seinen natürlichen Beutetieren findet. Katzenfutter (als eine für Ausnahmesituationen gangbare Alternative) ist logischerweise an die Katze angepasst, welche im Detail andere Bedürfnisse hat als der Igel. Und die käuflichen Igelfutter eignen sich aufgrund ihrer Zusammensetzung als Alleinfutter in der Regel schon grad gar nicht.
  • Jungigel sollten die Möglichkeit haben, das erfolgreiche Stöbern nach Futtertieren zu erlernen. Das tun sie auf effiziente Art aber nur, wenn man ihnen nicht täglich einen gefüllten Napf vor die Nase setzt. Ein Igel aber, der nicht erfolgreich gelernt hat, sein Futter zu suchen, wird langfristig nicht überleben können.
  • Unsachgemäss eingerichtete Futterstellen ziehen Füchse, Marder, Katzen, Ratten und Mäuse an.
  • Verschmutzte Futterstellen sind ein Risiko für Krankheitsübertragungen von Igel zu Igel.
  • Beim Aufeinandertreffen von mehreren Igeln am Futternapf kann es ganz schön zur Sache gehen. Von wenig zimperlich bis äusserst rabiat reicht die Bandbreite, mit der schwächere Tiere vom Futternapf weggescheucht, gestossen oder gerollt(!) werden.
    Siehe Video "Schlechte Tischmanieren am Futternapf".
    Für den Einzelgänger Igel, bei dem es ausser in der Paarungszeit kaum je zu solch kämpferischen Begegnungen mit Artgenossen kommt, ist das eine mit deutlichem Stress verbundene Situation.
  • Igel finden in der Regel auch in Hitzeperioden und bei grosser Trockenheit im Sommer genügend Futter. Sie müssen dann für die Futtersuche mehr Aufwand betreiben, das bereitet ihnen aber kaum Probleme.
    Siehe Futtersituation für Igel während Trockenphasen (PDF 14 KB).
    Sinnvoll in dieser Situation ist es aber, den Igeln eine Trinkschale mit Wasser hinzustellen; diese wird von Igeln gerne angenommen.
    Siehe Video "Wasser für Igel bei Trockenheit".
    Bitte kippen Sie das abgestandene Wasser alle 3 Tage auf den Boden und ersetzen es durch neues Wasser: So verhindern Sie die Vermehrung der Mückenlarven.
    Siehe Häufige Fragen
  • Angesichts der wochenlang andauernden Trockenheit im Juli-August 2018 waren regional Ausnahmevorkehrungen angebracht: Jungigel, Igelmutter mit säugenden Jungen, abgemagerte Igel durften situationsbedingt zugefüttert werden, allerdings nur solange, wie die extreme Trockenheit in der betroffenen Region anhielt.
  • Der Rückgang an natürlicher Nahrung (z. B. Insektensterben) kann nicht durch dauerhafte Zufütterung der Igel kompensiert werden.
    Siehe Insektensterben und Igeldauerfütterung (PDF 18 KB).
  • Auch wenn in Presse und TV berichtet wird, dass die Igel in der momentanen Jahreszeit ("weil zu trocken, zu nass, zu kalt oder zu warm") unter Futterknappheit leiden, ist das kein Grund, die Igel flächendeckend zu füttern.
    Siehe Häufige Fragen.
  • Wenn Sie etwas Gutes für die Igel tun wollen, schaffen Sie am besten eine igelfreundliche Umgebung bei Ihnen und in der Nachbarschaft.
    Siehe Igelfreundlicher Garten.


Es gibt nur drei Ausnahmesituationen, in denen die fachkundige, gezielte Zufütterung eines Igels in Betracht gezogen werden darf:

  • Wenn im Spätwinter ein Igel zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und der Boden noch gefroren ist oder über längere Zeit sehr tiefe Temperaturen herrschen und demzufolge noch kaum Futtertiere vorhanden sind.
  • Wenn ein Jungigel im Spätherbst das winterschlafnotwendige Gewicht von 500-600g nicht aufweist.
  • Wenn der Appetit eines auffälligen Igels beurteilt werden muss (siehe "Erste Massnahmen").

In den beiden ersten Fällen empfiehlt es sich bei Unklarheiten, die Fachleute im Igelzentrum anzurufen und sich über Sinn, Zweck und Dauer der Fütterung beraten zu lassen. Die Igel werden es Ihnen danken.

 


Zufütterung in Ausnahmesituationen


Eine Zufütterung von Igeln durch den Menschen sollte immer nur punktuell und zeitlich so begrenzt wie möglich erfolgen! Und nur dann, wenn nicht mehr (oder noch nicht) genügend natürliche Igelnahrung vorhanden ist.
Also lesen Sie bitte vorgängig das folgende Dokument:
Zufütterung freilebender Igel (PDF 21 KB)

Die Zufütterung sollte möglichst nur den untergewichtigen Igel erreichen. Das ist in der Praxis nicht ganz einfach, weil das Katzenfutter auch andere Igel anzieht.

  • Deshalb kann es sinnvoll sein, besagtem Igel mit Nagellack ein paar Stacheln zu markieren; so wissen Sie, welcher Igel zum Futter gelangt. Zudem haben Sie beim Wägen des Igels auch die Gewissheit, den richtigen Igel auf die Waage zu stellen.
  • Sollten sich mehrere Igel in der Nähe des Futterhauses aufhalten, bitte nur dem markierten Igel den Zugang ermöglichen. Nachdem dieser gefressen hat, wird das Restfutter entfernt.

Es ist also nicht damit getan, einfach Katzenfutter bereitzustellen. Wer einen Igel in Ausnahmesituationen zufüttert, sollte den zeitlichen Aufwand auf sich nehmen, damit das Katzenfutter möglichst nur dem aufzufütternden Igel zugutekommt.

 

Wenn im Spätwinter ein Igel zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und der Boden noch gefroren ist  oder über längere Zeit sehr tiefe Temperaturen herrschen.

In dieser Situation können Sie dem Igel Katzennassfutter in einem Futterhaus anbieten, aber wirklich nur solange, bis sich das Wetter bessert und wieder Futtertiere (Würmer, Tausendfüsser, Mauerasseln, Schnecken) vorhanden sind!
Ein Igel, der aus dem Winterschlaf erwacht ist und noch nichts gefressen hat, sollte in den ersten 3 Tagen mit zunehmender Futtermenge gefüttert werden. Erhält er von Anfang an die normale Futtermenge, kann es zu einer Magenüberladung kommen. Sein Verdauungstrakt muss sich zuerst wieder ans „Arbeiten“ gewöhnen.

 

Wenn ein Jungigel im Spätherbst das für den Winterschlaf notwendige Gewicht von 500 noch nicht aufweist

Handelt es sich um einen untergewichtigen, ansonsten aber gesunden Igel, können Sie ihm am Fundort Hilfe anbieten. Stellen Sie ihm Katzennassfutter in einem Futterhaus  und Wasser ausserhalb des Futterhauses zur Verfügung. Keine Milch: siehe Häufige Fragen
Eine Zufütterung darf aber nur im Spätherbst in Betracht gezogen werden, wenn es wirklich kalt ist und kaum mehr Futtertiere vorhanden sind, also in der Regel erst ab Mitte Oktober.

Bitte wägen Sie den Igel von Zeit zu Zeit (das Video zeigt, wie das geht):  Nach Erreichen des winterschlafnotwendigen Gewichtes von 500-600 g sollte der Igel bei kalter Witterung in den Winterschlaf fallen. Geschieht dies nicht, muss das Futter entzogen werden.

Mögliche Gewichtsentwicklung bei Jungigeln im Herbst: Die folgenden Angaben sind als Richtwerte gedacht und sollen abschätzen helfen, ob und wie lange eine Zufütterung notwendig ist.

  • Ein Jungigel, der selber Futter suchen muss, kann im Herbst pro Tag ca. 5-10 g zunehmen.
    Beispiel: Ein aufgefundener Jungigel wiegt Anfang Oktober 300 g. Von Anfang Oktober bis Mitte November (45 Tage à 5 g = 225 g) nimmt er also rechnerisch rund 225 g zu und würde so das winterschlafnotwendige Körpergewicht von 500-600 g erreichen.
    Je nach Witterungsverlauf, Höhenlage und köperlicher Fitness gibt es aber Abweichungen davon. Die Futtertiere nehmen mit zunehmender Kälte ab!
  • Ein Jungigel, der draussen zugefüttert wird, kann im Herbst pro Tag ca. 10-15 g zunehmen.
    Beispiel: Von Anfang Oktober bis Mitte November (45 Tage à 10 g = 450 g) nimmt er rechnerisch 450 g zu und sollte so das das winterschlafnotwendige Gewicht erreichen.
    Eine Zufütterung kann auch bei grosser Kälte erfolgen und lässt den Jungigel schwerer werden.
    Beispiel: Wird Mitte November ein 350 g schwerer Igel gefunden, müsste dieser rechnerisch mindestens 20 Tage zugefüttert werden (20 Tage à 10 g = 200 g), damit er das winterschlafnotwendige Gewicht erreicht.

Erfahrungsbericht einer Zufütterung im Herbst:
Siehe Igel und Umwelt 2009/2 (PDF 0.9 MB).

 


Wie soll eine Igel-Futterstelle aussehen?

 

Vergessen Sie nicht, dass auch Katzen und Füchse an diesem Futter interessiert sind, und stellen es an einen Ort, wo es für diese möglichst unerreichbar ist.
Allerdings lassen sich Marder, Ratten und Mäuse nicht wirklich fernhalten vom Eindringen ins Futterhaus. Deshalb werden Futterreste nach der Fütterung sinnvollerweise entfernt.

 

 

 

Manchmal muss der Eingang  angepasst werden, damit Nachbars Katze das Nachsehen hat.

 

Als Futterhaus eignet siche eine niedrige Holz- oder Plastikkiste (z.B. Rako-Kiste 60 x 40 x 12 cm aus dem Baumarkt), in die Sie ein Eingangsloch von 10 x 10 cm schneiden. Stellen Sie die Kiste mit der offenen Seite auf die Erde.
Beschweren Sie die Futterkiste mit Steinen oder einer vollen Giesskanne.

 

Ein kleiner Fuchs zwängte sich auch in diese niedrige Futterkiste, wie das Video "Kleiner Fuchs will ans Igelfutter" zeigt.
Ein weiterer Interessierter an Katzenfutter ist der Waschbär, der mit seiner Geschicklichkeit kaum vom Futter abzuhalten ist. Er kommt in der Schweiz aber erst vereinzelt vor: Waschbär in Zürich am 5.9.21

 

Zusätzlich können Sie einen Backstein so ins Haus legen, dass dieser einen Gang bildet, der hinten aber noch einen Durchgang von 10 cm freilässt.
So lassen sich Katzen meistens abhalten und vielleich auch der kleine Fuchs.

 

Um den Fuchs vom Igelfutter "fernzuhalten", braucht es eigentlich eine niedrige Futterkiste mit einer rechtwinkligen Abzweigung. Wir empfehlen Lochbreite 10 cm und Gangbreite 12-14 cm.
Die umgebaute Weinkiste wird umgedreht auf die Erde gestellt und beschwert.

 

Am besten stellt man 1-2 volle Giesskannen auf das Futterhaus.Der Fuchs kann sich aber auch unter das Haus graben.
Dann hilft nur eine Kiste mit Boden, Deckel und verwinkeltem Eingang.

 

 

Was ist weiter zu beachten?

  • Da Igel oft dort Kot absetzen, wo sie fressen, wird die nach unten offene Futterkiste auf gewachsener Erde (z.B. Wiese) von Zeit zu Zeit verschoben. Es kann sein, dass der Rasen im Folgejahr dort etwas üppiger wächst.
  • Verwenden Sie eine Futterkiste mit Boden, muss die Futterkiste regelmässig gereinigt werden!

 

Schlafhaus als Ersatznest

Da hat die Katze das Nach-Sehen: Link zum GrossbildZusätzlich können Sie dem Igel ein Ersatznest herrichten; dies gilt vor allem bei einer Zufütterung eines Jungigels im Spätherbst oder wenn in der kalten Jahreszeit der Schlafplatz zerstört wurde. Dazu eignet sich ein Igelhaus, das Sie dicht mit Stroh füllen. Das Ersatznest stellen Sie neben dem Futterhäuschen an einem ruhigen Ort im Garten auf. Der Igel ist so ausreichend mit Unterschlupfmöglichkeit und Nahrung versorgt.

Praktisches Vorgehen: Idealerweise werden Futter- und Schlafhaus so aufgestellt, dass die beiden Eingänge gegenüber- oder nebeneinander liegen. Den Igel stellen Sie bei der ersten Fütterung direkt ins Futterhaus. Wenn er nach dem Fressen rauskommt, "sperren" Sie ihn für 5-15 Minuten ins neue Schlafhaus; mit 1-2 Brettern können Sie ihn elegant vom Futterhaus zum Schlafhaus leiten. Er sollte einfach beides kennenlernen.

Nach 2-3 Tagen kann das Futter- und das Schlafhaus am definitiven Ort platziert werden, falls ein garteninterner Umzug wirklich nötig ist.

 


Welches und wieviel Futter?

 

Für die gezielte Zufütterung eines Igels eignet sich Katzennassfutter am besten; ersatzweise können Sie auch mal Katzentrockenfutter anbieten. Sowohl bei Katzennassfutter wie auch bei Katzentrockenfutter sollte der Fleischanteil höher als 70% sein,
Stellen Sie das Futter nach Einbruch der Dämmerung örtlich und zeitlich (begrenzt) so hin, dass möglichst nur der zuzufütternde Igel das Futter erhält. Es sollen nicht alle Igel der Umgebung mitgefüttert werden!

Ein 500g schwerer Jungigel frisst täglich rund 150g Katzennassfutter, ein 800-1000g schwerer (abgemagerter erwachsener) Igel rund 170-200g Nassfutter. Diese Futtermengen sind als grobe Regel zu verstehen. Die Gewichtszunahme muss nach 2-3 Tagen mit einer Waage kontrolliert werden. Ideal ist eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 10-20g pro Tag. Dementsprechend passen Sie die Futtermenge an.

Sollte das Körpergewicht stagnieren oder zurückgehen, steigern sie die Futtermenge, bis der Igel wieder zunimmt. Frisst der Igel jedoch nicht das ganze ihm angebotene Futter und nimmt gleichzeitig ab, ist das ein Alarmsignal. Kontaktieren Sie in diesem Fall eine Igelstation.

Bitte keine Rosinen, Nüsse, Nussstengeli, Äpfel, Bananen oder Avocados füttern (auch wenn das in vielen Igelratgebern fälschlicherweise empfohlen wird), denn pflanzliche Nahrung ist für den Igel nicht geeignet; sein einfach gebauter Magen-Darmtrakt kann diese nicht verwerten!
Der Zucker der Nussstengeli schadet zusätzlich.

 

Was frisst der Igel? Und was nicht?
Siehe Häufige Fragen!

Geben Sie dem Igel niemals Milch!

Siehe Häufige Fragen!

Fütterung Igelbabys, die weniger wiegen als 120g:
Siehe Fütterung Jungigel

 


Links zum Thema Fütterung

 

Einblicke in den Menüplan des Igels
Je nach Witterung und Jahreszeit machen Käfer mehr als die Hälfte der Igelnahrung aus. Wir stellen Ihnen einige heimische Käfer näher vor, die bei uns vorkommen und die der Igel besonders gerne mag. Zudem erläutert eine Tabelle die Nahrungstiere des Igels und deren Wichtigkeit.
Igel&Umwelt 2023/1 (PDF 1.6 MB)

Falsch verstandene Tierliebe
Das Wildtier Igel sollte nur ausnahmsweise gefüttert werden; alles andere kann gar schädlich sein.
Katzenfutter ist, salopp gesagt, Junkfood für die Igel.
Wer die Igel unterstützen will, setzt sich für naturnahe Lebensräume im Siedlungsraum ein. Damit werden auch Laufkäfer gefördert, die der Igel besonders mag.
Igel&Umwelt 2021/1 (PDF 1.6 MB)

Von welchen Tieren ernährt sich der Igel?
Im heissen und trockenen Sommer (2018) las man immer wieder, dass man die Igel zufüttern müsse, weil sie keine Nahrung fänden. Jemand erklärte das auch so: Man sähe überhaupt keine Regenwürmer und Schnecken!
Um es vorweg zu nehmen: In jedem Sommer spielen diese beiden Weichtierarten bei der Igelnahrung nur eine unbedeutende Rolle.
www.pro-igel.de/downloads/igel-bulletin/bulletin60.pdf (1.5 MB) auf Seite 4-6

Käfer, Würmer, Schnecken - Hauptsache es schmeckt!
"Entgegen der weitverbreiteten Meinung sind Igel keine Vegetarier, sondern Insektenfresser. Je nach Saison und Futterangebot ist ihr Speiseplan reichhaltig oder mager. Schnecken sind nur ein Teil der Igelnahrung."
Igel & Umwelt 20011/1 (PDF 1.4 MB) auf Seite 1-4 und 7

Die Igel und das liebe Obst
Warum sich Igel nicht von Obst und Nüssen ernähren
www.pro-igel.de/downloads/igel-bulletin/bulletin52.pdf (648 KB) auf Seite 13

Fragen rund um die Igelfütterung
Warum pflanzliche Proteine für Igel schwer verdaulich sind.
Darf oder soll man Igel mit Mehlwürmern füttern?
Fress-Sucht bei Igeln in Gefangenschaft?
www.pro-igel.de/downloads/igel-bulletin/bulletin58.pdf (1.7 MB) auf Seite 3

Warum Freiland-Fütterung Igeln schaden kann
www.pro-igel.de/downloads/igel-bulletin/bulletin64.pdf (11.8 MB) auf Seite 4-6

Futtermischungen auf dem Prüfstand
"Industrielles Igelfutter – für Igel geeignet?"
Eine Publikation, die das Igelzentrum allen Igelinteressierten empfiehlt, die das Füttern von Igeln ...
Leseprobe (PDF 1.1 MB)
Zu beziehen bei pro-igel.de oder lehmanns.ch

Zufütterung als Ausnahme
Eine Zufütterung von Igeln durch den Menschen sollte immer nur punktuell und zeitlich so begrenzt wie möglich erfolgen! Das heisst: nach Möglichkeit gezielt nur einzelne Tiere füttern und nur dann, wenn nicht mehr genügend natürliche Igelnahrung vorhanden ist.
www.igelzentrum.ch/images/Doc/zufuetterung-freilebender-igel.pdf (21 KB)

Wieviel Hilfe braucht der Igel?
Füttern oder Nichtfüttern?
Igel & Umwelt 2010/2 (PDF 1.2 MB)
auf Seite 1-3

Videos
Videos zeigen Igel oft an Futterstellen, die vom Mensch eingerichtet wurden. Dort kommt es manchmal zu eigenartigen Verhaltensweisen der beteiligten Wildtiere:
Schlechte Tischmanieren am Igelfutternapf
Kleiner Fuchs will ans Igelfutter
Waschbär in Zürich 5.9.21
Das Einrichten einer Trinkstelle ist eine gute Idee:
Wasser für Igel bei Trockenheit
Um das Gewicht eines Igels zu ermitteln, muss er gewogen werden: den Igel mit Handschuhen hochheben, auf den Rücken drehen und so auf die Waage legen:
Igel wägen – so gehts

Pflegebedürftiger, gesunder Igel

Igel gehören als Wildtiere nur in speziellen Situationen in Menschenhand und dürfen niemals länger als unbedingt nötig, gefangen gehalten werden.
Es gibt jedoch Situationen, in denen auch gesunde Igel pflegebedürftig sein können:

  • Im Herbst, wenn ein Jungigel zu wenig Gewicht für den Winterschlaf auf die Waage bringt.
  • Im Winter, wenn ein wacher Igel kein oder zu wenig Futter findet oder sein Schlafnest zerstört wurde.
  • Im Sommer, wenn Igelsäuglinge ihre Mutter verlieren.

In den meisten dieser Situationen können auch Laien den pflegebedürftigen Tieren helfen. Allerdings sollte zuerst immer Kontakt mit Fachleuten aufgenommen werden. Diese helfen, die Situation richtig einzuschätzen und die beste Lösung für das betroffene Tier zu finden. Eine Ausnahme stellt die Versorgung von Igelbabies dar, die sehr aufwändig ist und eine bestimmte Erfahrung voraussetzt.

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